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Interview Reto Bieler

Interview mit Reto Bieler, dem neuen ASG-Präsidenten

Er wollte aus dem ASG-Vorstand zurücktreten, nun wird Reto Bieler für die nächsten drei Jahre Präsident des Golfverbandes. Der 65-jährige Zürcher erklärt im Interview seine Motivation und die wichtigsten Ziele.

Reto Bieler, Sie haben vor längerer Zeit Ihren Rücktritt aus dem Vorstand angekündigt und kandidierten kurzfristig für das Amt des Verbandspräsidenten. Wie können Sie diesen Gesinnungswandel erklären?

Reto Bieler: Das ist gar kein Gesinnungswandel. Ich war nicht damit einverstanden, wie das Thema Public Golf im Vorstand behandelt wurde. Für mich ist klar, der Verband sollte selber nicht in den Markt eingreifen. Deshalb habe ich sogar das Kollegialitätsprinzip gebrochen und meinen Rücktritt eingereicht. Meine Haltung gegenüber dem Public Golf ist immer noch gleich. Ich wurde von diversen Beteiligten immer wieder darauf angesprochen, ob ich in dieser schwierigen Situation nicht selber kandidieren wollte. Die Antwort war stets die gleiche: nein. Unter den gegebenen Umständen habe ich kurzfristig entschieden, meinen Lebensplan für die nächsten drei Jahre zu ändern.

Der vom Vorstand zunächst vorgeschlagene Raphael Weibel hat sich erst wenige Tage vor der Delegiertenversammlung zurückgezogen. Wann war das Präsidium für Sie konkret ein Thema?

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Es ging tatsächlich ausserordentlich schnell, eigentlich erst neun Tage vor der DV habe ich mich entschieden. Für mich war klar, dass ich nie gegen einen Vorstandskollegen antreten würde. Dies habe ich Raphael auch gesagt. Es hat sich gezeigt, dass die Clubs einen echten Neuanfang wollen. So hat Raphael Weibel seine persönlichen Interessen in den Hintergrund und die Sache in den Mittelpunkt gestellt und mich unterstützt. Beides rechne ich ihm hoch an.

An der Delegiertenversammlung in Bern wurden Sie einstimmig gewählt, es gab sogar Bravo-Rufe. Hat Sie das überrascht?

Vor allem hat es mich gefreut. Ich hatte in der Woche vor der Abstimmung extrem viele Gespräche geführt. Dabei spürte ich eine grosse Unterstützung aller Beteiligter. Dabei hat mir natürlich geholfen, dass ich alle Partner und Club-Verantwortliche schon lange kenne. Sie wissen, mit mir kann man offen und ehrlich reden, auf mich ist Verlass. Zudem spürte ich das tiefe Bedürfnis aller für einen gemeinsamen Neustart. Das hat sich schliesslich bei der Abstimmung gezeigt und ist sicher schon mal eine gute Basis für den nötigen Wandel.

Wie geht es nun weiter mit dem Thema Public Golf?

Eine wichtige Ausgangslage hat sich geändert. Unter meinem Präsidium werden wir keine eigene ASG-Karte herausgeben, es würde nur die bestehenden Organisationen, vor allem aber unsere eigenen Clubs konkurrenzieren. Das war der falsche Weg, wie nun allen klar sein sollte. Wir werden mit neuen Leuten mit den beiden bestehenden Public Golf Organisationen Migros und ASGI verhandeln und eine einvernehmliche Lösung finden. Für mich ist wichtig, wir mischen uns nicht selber in den Markt ein. Bei der Zusammenstellung des Vorstandes orientieren wir uns an der Schweizer Konkordanz. Wir werden in Zukunft die «Zauberformel» für die ASG entwickeln. Darin sollten auch die Public Golf Organisation mit zwei Personen vertreten sein. Sie repräsentieren 40 Prozent der Schweizer Golfer.

Wir sind ein Sportverband, kein ‘Marktplayer’ und wir wollen den Clubs auch nicht mit Subventionen das Leben künstlich verlängern. Das muss allen Beteiligten einleuchten. Wir wollen mit den Public Golf Organisationen eine neue Partnerschaft. Für die Clubs ist dies nichts Neues. Diese Konkurrenz gibt es seit mehr als 10 Jahren.

Was hat sich für die Clubs geändert?

Früher brachte der «Besitz» einen gewissen Status. Die Gesellschaft wandelt sich auch im Golf. Heute könnte man sagen: «Teilen statt Besitzen» ist ein Teil der sogenannten Sharing-Economy wie man sie etwa von Airbnb oder anderen Anbietern wie Mobility kennt. Übrigens auf rentarentner.ch kann man sogar Pensionierte teilen. Da habe ich mich noch nicht angemeldet, obwohl ich dieses Jahr pensioniert werde…

Was motiviert Sie persönlich das Amt zu übernehmen?

Mir sind Werte wichtig, ich bin mit Leib und Seele Golfer und will helfen, damit der spezielle Geist unseres Sportes auf und vor allem neben dem Platz gelebt wird. Das ist zuletzt zu kurz gekommen. Als Coach und Berater bin ich mir gewohnt, mit verschiedenen Bedürfnissen und Interessen umzugehen. Das kommt mir nun hoffentlich zu Gute.

Wie wichtig ist eine politische Erfahrung für dieses Amt?

Ich habe längere Zeit in verschiedenen Ländern in der Direktion des Grosskonzerns Siemens gearbeitet, das ist neben einer Management-Funktion vor allem auch Politik. Auch dort musste man teilweise schwierige Entscheide fällen, lernt mit diversen Einflüssen umzugehen. Ich freue mich aber über die Verstärkung im Vorstand. Als langjähriger Gemeindepräsident besitzt Jean-Marc Groh direkte politische Erfahrung.  Er wird mich zusammen mit Generalsekretärin Barbara Albisetti bei den Verhandlungen unterstützen. Zusammen mit den drei anderen neuen Mitgliedern sind wir sehr gut aufgestellt, die anstehenden Probleme zu lösen und den Verband zu professionalisieren. Dazu gehört auch ein ausgesprochenes Kostenbewusstsein. So fährt der Vorstand diesen Frühling beispielsweise nicht mehr zum Golfen nach Italien, sondern trifft sich Ende April am Samstag und Sonntag in Zürich zu intensiven Diskussionen.

Trotzdem nochmals zum Golfen. Sie haben kurzfristig Markus Frank als neuen Sportverantwortlichen im Vorstand vorgeschlagen. Was erwarten Sie von ihm?

Wie gesagt steht für mich der Sport in der ASG an erster Stelle. Ich bin extrem froh, dass Markus das Amt übernimmt. Mit seiner enormen Erfahrung wird er das sportliche Know-how im Vorstand eindeutig stärken. Olivia Stoffel war selber Mitglied der Amateur-Nationalmannschaft, René Misteli kommt als Schütze ebenfalls vom Spitzensport, so dass wir hier klare Schwerpunkte setzen können. Als neuer Präsident der Sportkommission wird Markus Frank die heutige Situation mit allen Beteiligten analysieren und dem Vorstand gegebenenfalls Änderungen vorschlagen. Er leitet diesen Prozess. Die ersten Termine stehen schon. Olivia Stoffel und René Misteli helfen ihm bei Bedarf. Ich selber werde in keiner Kommission sein, sondern mich vorerst dem Thema Public Golf widmen.

An der Delegiertenversammlung haben Sie gesagt, dass Sie schon zwei Tage später in die Ferien verreisen. Wohin geht es?

Das macht jeder Präsident, gleich nach der Wahl weit weg. Spass beiseite. Zusammen mit meiner Frau habe ich schon vor Monaten eine Reise nach Marokko geplant, davon lassen wir uns nicht abhalten. Wir werden etwas Golf spielen, aber auch einige Tage in der Wüste verbringen. Ich nehme an, meine Handy würde dort auch funktionieren, freue mich aber auf etwas Ruhe, das habe ich mir verdient.

Das Interview führte Stefan Waldvogel, Chefredaktor GOLFSUISSE