Meisterschafts-Golfplätze, Flämische Meister und Meisterköche
Flandern, die Region Belgiens, in der flämisch gesprochen wird, wird meistens ziemlich unterschätzt. Stichworte wie die „Flämischen Meister“ (Peter Paul Rubens, Pieter Bruegels, Jan van Eyck und weitere) erinnern uns dann, dass die Region einst sehr reich und führend bei den schönen Künsten in Westeuropa war. Dieser Reichtum zeigt sich noch heute in den historischen Stadtzentren von Antwerpen, Brüssel, Gent oder Brügge.
Dann erinnern wir uns, dass es Leute gibt, die Belgiens Schokolade als die weltbeste bezeichnen (sie irren sich natürlich, es ist die Schweizer Schockolade). Und dass es gutes Bier gibt. Kulinarik ist also ein Thema, aber wie: In Flandern gibt es 97 Restaurants mit Michelin-Stern. Keine Region auf der Welt hat eine solche Dichte an erstklassigen Restaurants zu bieten, wenn man nach den Michelin- und Gault&Millau-Führern geht.
Und dann gibt es noch gute Golfplätze: Die prestigeträchtige IAGTO-Auszeichnung „Undiscovered Golf Destination of the Year“ ging 2018 an die Region Flandern. Von den internationalen Golfreisemedien wurde Flandern unter 60 Reisezielen ausgewählt. Dazu die IAGTO: „Flandern, das bereits für seine Geschichte, Kultur, Gastronomie und den Radsport bekannt ist, ist eine unbekannte Grösse für den Golfsport, aber mit über 50 Golfplätzen zur Auswahl ist eine Golfrunde nicht weit von einem guten Essen und einem guten Bier entfernt. Kulturell lebendige Städte wie Antwerpen, Brüssel, Gent und Brügge mit mittelalterlichen historischen Stadtzentren haben alle ein gutes Golfangebot in Stadtnähe.“
Für uns war das Grund genug, uns einmal in Flandern umzusehen. Brüssel haben wir dabei weggelassen, weil es eigentlich einen eigenen Beitrag wert wäre.
Antwerpen
Antwerpen war im 15. und 16. Jahrhundert eine der grössten Städte der Welt, zeitweise die wichtigste Handelsmetropole Europas und als bedeutendes kulturelles Zentrum Wirkungsstätte von Künstlern wie Rubens. Der Hafen hat seine Wichtigkeit erhalten. Die Kultur hat sich erneuert: zur Zeit profiliert sich die Stadt mit einer attraktiven Mode-Szene. Daneben ist Antwerpen weltweites Zentrum des Diamanthandels. Dieser war lange Zeit fest in jüdischer Hand, zuhause im Diamantenviertel mit einer reichen jüdischen Kultur und grossem Gastronomieangebot.
Beeindruckend ist der Centraalbahnhof, bei dem die Züge auf drei Etagen verkehren, die mit 40 Aufzügen und 48 Rolltreppen verbunden sind. Unberührt von dieser 2007 abgeschlossenen Umgestaltung blieb die grosse 1905 eingeweihte Bahnhofshalle mit der Kuppel in 43 m Höhe.
Vom Bahnhof ins historische Zentrum führt über die De Keyserley die mondäne Einkaufsstrasse Meir, gesäumt von neoklassizistischen Palästen und Gebäuden. Die Altstadt glänzt mit dem von Zunfthäusern gerahmten Grote Markt und der gotischen Liebfrauenkathedrale. Südlich und nördlich davon sind junge Viertel mit avant-gardistischer Architektur entstanden. In diesen Quartieren finden sich auch viele Restaurants und Bars und Frittenbuden, schliesslich sind auch Pommes Frites eine Erfindung Belgiens.
Nicht verpassen sollte man den Rad- und Fussgängertunnel Sint-Anna, der auf die andere Seite der Schelde führt, von wo aus man einen tollen Blick auf die Skyline der Stadt hat. Bei schlechtem Wetter drängt sich ein Besuch im Rubens-Museum auf. Regelmässig finden im Modemuseum, kurz MoMu, Ausstellungen rund um Designer, Trends und Fashiongeschichte statt.
Hotel Le Tissue
Übernachtet haben wir im zentrumsnahen Hotel Le Tissue. Das Tuch ist Thema in diesem Boutique-Hotel, sowohl in der Innenarchitektur als auch als reines Dekorationselement. Das von einem Architekturbüro (mit Sitz im selben Haus) renovierte Hotel im ehemaligen Presbyterium der St-Jozef-Kirche hat eine besondere Atmosphäre. Die Böden im Jab-Zimmer sind mit breiten Holzfliesen ausgelegt, die Wände mit edlen Stofftapeten verkleidet, schwere Vorhänge umrahmen die Fenster, ein Spiegel in Körpergrösse mit goldenem Rahmen steht angelehnt an der Wand hinter einem überdimensionalen Sessel. Das Parkett setzt sich im Bad fort, das in dunkelbraunen Farben mit einer Backsteinwand gehalten ist. Das Hotel, 2012 renoviert, zählt gerade mal sechs Räume, alle individuell gestaltet. Gefrühstückt wird im ehemaligen Weinkeller, vorbei an gestapelten Stoffrollen und Stoffmustern. Preise ab 160 Euro pro Nacht für 2 Personen. www.le-tissu.be
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Golf um Antwerpen
Der Royal Antwerp Golf Club ist der Platzhirsch vor Ort und auch der älteste Golfplatz in Belgien. Der etwas ausserhalb der Stadt in Kapellen im Wald gelegene Privat Club ist entsprechend ruhig und ohne Gedränge. Der 18-Loch-Championship-Course wird durch einen 9-Loch-Platz ergänzt. Der Kurs ist nicht spektakulär, aber sehr schön und bestens gepflegt, abwechslungsreich, von vielen Bunkern bewacht, dafür fast ohne Wasserhindernisse. Gefragt ist ein strategisches Spiel und weniger die langen Drives. Im rustikalen Clubhaus, innen modern eingerichtet, wird mittags im Restaurant ein Menü serviert, das bei schönen Wetter auf der herrlichen Terrasse verspeist werden kann. Nur unter der Woche auf Anfrage buchbar, 85 Euro. www.ragc.be
Das Gegenstück zum traditionellen Royal Antwerp Golf Club ist der Antwerp International Golf Club Rinkven, 15 km ausserhalb der Stadt. Die beiden 18-Loch-Bahnen wurden in den 70er Jahren gebaut und kürzlich vom bekannten englischen Architekten Martin Hawtree an moderne Turnier-Erfordernisse angepasst. Der Platz ist regelmässig Austragungsort von internationalen Turnieren, 2019 das Belgian Knockout der European Tour. Der abwechslungreiche, sehr gut gepflegte Platz ist auch für Anfänger machbar, dank hinteren Abschlagspositionen aber auch für tiefe Handicapper anspruchsvoll. Auf den meist breiten Bahnen gehen wenig Bälle verloren, dafür sorgen schon eher die Wasserhindernisse, die bei einigen Löchern ins Spiel kommen. Grosses modernes Clubhaus mit Restaurant, in dem leider der Service etwas lasch servierte. Breite Auswahl von Fisch bis Burger, mittleres Preissegment, beeindruckende Weinkarte und empfehlenswerte warme Apfeltorte mit Vanilleglacé für € 6.50. Unter der Woche ist eine Runde für 85 Euro online buchbar. www.rinkven.be
Gent und Brügge
Stoffe aus Italien und dem Orient, Pelze aus Russland, Wein aus Spanien, Gewürze aus der ganzen Welt: Brügge entwickelte sich bis zum 15. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten Handelsstätdte der Welt. Dann versandete der Zugang ins Meer, der Handel wanderte nach Antwerpen ab und die Stadt versank in einen Dornröschenschlaf. Zum Glück: der mittelalterrliche Kern ist dadurch fast komplett völlig intakt geblieben. All die Giebelhäuser in dichtgedrängten Reihen erinnern an das goldene Zeitalter. Die UNESCO schütze deswegen die gesamte Altstadt als Weltkulturerbe.
Brügges zentraler Platz ist der Grote Markt mit dem 83 m hohen Belfried. Viele Cafés und Restaurant säumen den Platz und laden zum Verweilen ein. Das „Venedig des Nordens“ erforscht man der vielen Kanäle wegen auch hervorragend auf einer Bootsfahrt.
Ebenso am Wasser sind die beiden Strassen Korenlei und Grasleit an Gents ehemaligen Hafen, gesäumt von den Fassaden der mittelalterlichen Stapelhäuser. Sie zeugen von der Glanzzeit der Stadt im frühen Mittelalter, als sie neben Paris die bedeutendste Metropole in Nordeuropa war. Die beiden Ufer der Leie verbindet hier die Sint-Michielsbrug, von der man auf einen perfekten Blick auf die mittelalterliche Skyline der Stadt mit der Kirche Sint-Niklaaskeerk, den um 1300 erbauten Belfried und der Sint-Baafskathedraal mit dem berrühmten Genter Altar hat.
Gent ist aber auch eine Studentenstadt und so findet man neben gehobener Gastronomie auch viele günstige Kneipen und Cafés mit jungen Publikum und einer lebendigen Kulturszene.
Pillows Grand Hotel Reylof, Gent
Sehr zentrumsnah in Gent ist das Pillows, ein frisch renoviertes Hotel in einem neoklassizistischen Gebäude. Eine grosszügige Lobby, ein gutes Restaurant, Living – der Treffpunkt am Abend mit mehereren Salons, ein Spa und ein Bistro mit Garten machen dieses Hotel aus. Preise ab 200 Euro für 2 Personen pro Nacht. Parken im Parkhaus um die Ecke für 17 Euro pro Tag.
Golf um Gent und Brügge
Der Royal Latem Golf Club, 10 km von Gent in einem Wald ist ein typischer Member Club: Hinweisschilder sind Mangelware, man kennt sich ja aus. Das Clubleben ist rege, der Mittwoch Abend ist Männer-Abend, am Donnerstag ist der Platz für die Frauen reserviert und am Dienstag sind die Senioren dran. Hier golft die High Society von Gent.
Der Platz ist mit viel Liebe hergerichtet, Blumenbeete und blühende Bäume verzaubern die Bahnen. Typisch für einen Anfang des 20. Jahrhunderts gebauten Platz sind die teilweise engen Bahnen, die sich aneinanderreihen. Die Bahnen grenzen an den Wald und mancherorts an Villen. Der Parklandkurs ist für alle Handicapper interessant und eher technisch zu spielen.
Im schmucken Restaurant isst man vorzüglich, bei schönen Wetter mit herrlichem Ausblick von der Terrasse. Die Tee-time muss beim Club reserviert werden. Unter der Woche kostet die Runde 80 Euro.
Gut eine halbe Stunde weg von Brügge an der Küste gelegen ist der Royal Zoute Golf Club in Knokke Heist. Knokke-Heist ist ein sehr renommierter Badeort und entsprechend ist der an den Ort anschliessende Club ebenso renommiert. Die Zufahrt erfolgt durch ein Wohnviertel bis plötzlich ein Ensemble von im Kreis angeordneten Gebäuden auftaucht. Durch ein Tor gelangt man ins Innere, links die Umkleidkabinen, rechts das Restaurant. Die Bahnen sind entsprechend der Lage von Wohhäusern gesäumt.
Gegründet wurde der Club 1899 und hatte immer einen engen Draht zu England. Irgendwie scheint im Club auch die Zeit stehen geblieben zu sein. Man wähnt sich eher in einem gut situierten englischen Clubhaus, grüner Teppich, Holzwände. An der Wand im Restaurant hängt eine Tafel mit den handgeschriebenen Namen aller Captains seit der Gründung. Das Lokal ist gut besucht, viele der Gäste sind wohl nur zum Essen hier. Ein älterer Herr, gekleidet in einer traditionellen Karo-Hose, wird ehrenvoll begrüsst. Trotzdem weilt man in Belgien: alle haben beim Mittagessen ein Glas Wein vor sich stehen.
Der Club hat zwei Bahnen, die kürzere innen (Par 66), die längere aussen (Par 72). Die Charakteristik wechselt zwischen Links-Course und Parkland-Course. Das Rough ist knapp geschnittenes Gras oder kaum bewachsener Sandgrund. Unpräzis gespielte Bälle gehen fast nie verloren und können weiter gespielt werden. Die Löcher sind abwechslungsreich und bereiten viel Spielfreude. Die Greenfee für den Championship-Course liegt bei 110 Euros.
Nützliche Adressen
GOLFVLAANDEREN ist die Website des flämischen Golfverbands mit allen Informationen zu den 25 Clubs mit 18 Löchern oder mehr und den 27 Clubs mit 9 Löchern. www.golfinflanders.com
VISTIFLANDERS ist die Website der touristischen Organisation der Region Flandern mit vielen nützlichen Informationen zum Kultur- und Kulinarikangebot und zu Hotels: www.visitflanders.com
Guide Michelin Restaurants in Belgien https://de.viamichelin.ch/